Insbesondere der Nordwesten Niedersachsens hat mit seinen naturräumlichen Eigenschaften hinsichtlich der Verfügbarkeit von Moorstandorten und Grünland ein großes Potential, um die Freisetzung von Treibhausgasen – insbesondere von CO2 – durch angepasste Grünlandbewirtschaftung  deutlich zu reduzieren. Die Region verfügt über einen großen Anteil an Moorgebieten welche überwiegend landwirtschaftlich als Grünland genutzt werden.

Aufgrund der geringen Geländehöhen bei hohen Jahresniederschlägen sowie der Nähe zum Meer spielt ein geregeltes Be- und Entwässerungsmanagement eine zentral wichtige, über Jahrhunderte gewachsene traditionelle Rolle. Zuständig für die Entwässerung sind regionale Entwässerungsverbände.

Der überwiegende Teil der Moorstandorte wird stark drainiert bzw. entwässert, um sicherzustellen, dass die Grünlandflächen während der Vegetationszeit meist abgetrocknet und tragfähig sind. In der Folge nimmt die Torfmächtigkeit der landwirtschaftlich genutzten Moorstandorte seit geraumer Zeit ab, da Oxidationsprozesse einen Abbau der organischen Substanz im Oberboden einleiten. Je nach Intensität der Bewirtschaftung und Höhe des Grundwasserstandes werden dadurch etwa 1-2 cm Höhenverlust pro Jahr als gegeben angesehen. Bei tiefer Entwässerung können Sackungsprozesse infolge des fehlenden Auftriebs zu weiteren Höhenverlusten und Bewirtschaftungsproblemen führen.

Daraus ergibt sich auch ein großes Potential, um den Substanzverlust und die Freisetzung von Treibhausgasen – insbesondere von CO2 – durch angepasstes Wassermanagement und standortgerechte Grünlandbewirtschaftung  deutlich zu reduzieren. Versuche in den Niederlanden haben beispielsweise gezeigt, dass eine Kombination von kontrollierter Entwässerung und Unterflurbewässerung bei vergleichbaren Erträgen und verbesserter Befahrbarkeit die Sackung halbieren kann (Deru et al., 2014)1. In bisherigen niederländischen Studien wurden jedoch weder CH4 noch N2O erfasst.

Die prinzipiellen Zusammenhänge zwischen den Emissionen von Kohlenstoffdioxid und der Höhe des Grundwasserstandes unterhalb der Geländeoberfläche sind hinreichend wissenschaftlich bekannt. Emissionsminderungen lassen sich dabei im Wesentlichen nur durch eine Anhebung des Wasserspiegels erreichen. Hier ergibt sich ein Spannungsfeld, da aus dem Blickwinkel des Klima- und Moorschutzes ein möglichst hoher Wasserstand unter Geländeoberfläche sinnvoll ist, während die landwirtschaftliche Betriebspraxis einen verhältnismäßig niedrigen Grundwasserstand einfordert, um die Befahrbarkeit der Flächen möglichst ganzjährig zu gewährleisten.

Hinsichtlich der bestehenden (oft theoretischen) Handlungsoptionen zur praktischen Verminderung von Treibhausgasemissionen hat eine sehr grobe Einteilung von einer „intensiven – trockenen“ bis hin zu einer „extensiven - nassen“ (bzw. „naturnahen“) Bewirtschaftung (siehe Tabelle) nur orientierenden Charakter.

Tabelle: Treibhausgasemissionen in Abhängigkeit vom Wasserstand unter Geländeoberfläche (GOF) 2

Tabelle: Treibhausgasemissionen in Abhängigkeit vom Wasserstand unter Geländeoberfläche (GOF) 2

Landwirtschaftliche Betriebe können kurz- bis mittelfristig ihre Betriebszweigausrichtung (zum Beispiel von „konventionell“ auf „extensiv“) oftmals nicht ohne verhältnismäßig großen Aufwand ändern, vor allem wenn die Absatzmärkte bzw. Wertschöpfungsketten für die Vermarktung entsprechender Produkte (noch) nicht vorhanden sind (z. B. für Paludikulturen). Daher finden entsprechende Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen entweder gar nicht, nicht in geeignetem Umfang oder nicht schnell genug Anklang in der Praxis.

Das bedeutet nicht, dass extensive oder alternative Bewirtschaftung nicht sinnvoll oder nicht anzustreben wären. Vielmehr bedeutet es, dass mittelfristig für konventionelle landwirtschaftliche Praxisbetriebe auch realisierbare praktikable Verfahren und Handlungsoptionen geschaffen werden sollten, die

  • einen sinnvollen und messbaren Beitrag zur Verminderung von Substanzverlusten und Treibhausgasen aus der (Grünland-) Bewirtschaftung beisteuern,
  • verhältnismäßig einfach (durch geringe Anpassungen des regionalen Wasser und Betriebsmanagements) in die konventionelle Grünlandbewirtschaftung zu integrieren sind und
  • möglichst viele Betriebe und Fläche erreichen und somit in der Gesamtheit deutlich zur Verminderung von Treibhausgasemissionen beisteuern.

Diese Aufgaben erfordern die gemeinsame Beteiligung verschiedener Akteure aus unterschiedlichen Zuständigkeiten.

 


1Deru, J., Lenssinck, F., Hoving, I., van den Akker, J., Bloem, J. & van Eekeren, N. (2014): Effect of submerged drains in peat meadows on soil quality and ecosystem services. Lois Bolk Institute

2Drösler et al. (2012): (2011): Klimaschutz durch Moorschutz in der Praxis - Ergebnisse des BMBF Verbundprojektes "Klimaschutz - Moornutzungsstrategien" 2006-2010. Arbeitsberichte aus dem vTI-Institut für Agrarrelevante Klimaforschung. Braunschweig, Berlin, Freising, Jena, Müncheberg, Wien. 04/2011

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