Es werden Maßnahmen entwickelt, getestet oder umgesetzt, die zu einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen auf landwirtschaftlich genutztem Moorgrünland führen und dabei die Fortsetzung einer betriebswirtschaftlich orientierten Landwirtschaft erlauben. Im Zentrum stehen dabei Verfahren der kontrollierten Wasserstandsanhebung sowie der schonenden Grünlandnarbenerneuerung sowie Anpassungsmöglichkeiten hinsichtlich Art, Menge und Zeitpunkt der Stickstoffdüngung. Diese Maßnahmen werden in ihren Auswirkungen auf die Freisetzung klimarelevanter Gase und auf agronomische Aspekte (v.a. Futtermenge und –qualität sowie Befahrbarkeit) bewertet. Zusätzlich werden die Auswirkungen auf die Stoffmobilisierung im Hinblick auf die Beeinflussung des Oberflächenwassers als auch auf die biologische Vielfalt (Vegetation und Heuschrecken) der Grünlandbestände erfasst.
Das Projekt ruht auf zwei Standbeinen, die sowohl eine kurzfristige Umsetzung von bekannten Maßnahmen auf einer größeren Fläche als auch die Prüfung neuer Maßnahmen im Hinblick auf eine spätere Umsetzung im Parzellenmaßstab vorsieht.
Gebietsbezogene Maßnahmen: Im nördlichen Pumpgebiet des Hammelwarder Moores in der Wesermarsch (ca. 320 ha) wird am Siel ganzjährig eine möglichst hohe aber mit den Anforderungen der Befahr- und Beweidbarkeit aller Landwirte vereinbare Wasserführung (Grabenanstau) vorgenommen. Die Treibhausgasemissionen in diesem Gebiet werden an repräsentativen Punkten gemessen. Unter Einbeziehung von kartografischen Standortinformationen, Angaben zur Nutzung, Informationen zu den Wasserständen sowie bekannten und im Projekt weiterentwickelten Algorithmen wird eine flächenhafte Ableitung der Treibhausgasemissionen vorgenommen. Mittels Szenarienrechnungen wird die aktuelle Emission mit der bei tieferen Wasserständen verglichen. Auch werden Szenarien im Hinblick auf zu planende Maßnahmen der Wasserstandsregulierung berechnet.
Exaktversuche: Sowohl im Hammelwarder Moor (Niedermoor) als auch im Ipweger Moor (Hochmoor), Landkreis Ammerland, werden kleinparzellige Exaktversuche mit definierten Verfahren der Wasserführung und der Grasnarbenerneuerung angelegt. Es sollen zwei unterschiedliche Verfahren der kontrollierten Wasserführung untersucht werden, der Grabeneinstau, sowie die neuerdings in den Niederlanden entwickelte Unterflurbewässerung, jeweils im Vergleich zur nicht vernässten Ausgangssituation. Bezüglich der Grasnarbenerneuerung soll ein Direktsaatverfahren mit einem flachen Umbruch in Spätsommer bzw. Herbst verglichen werden. Darüber hinaus wird die Düngung in Art und Zeitpunkt der Aufbringung als Anpassung an den jeweiligen Wasserstand und die Nutzungsfrequenz variiert. Auf den wichtigsten Varianten werden direkte Messungen der Treibhausgasemissionen sowie der Eindringwiderstände vorgenommen. Auf allen Varianten finden agronomische, bodenkundliche, vegetationskundliche und faunistische Begleituntersuchungen statt.
Mit dem Projekt sollen folgende Fragen beantwortet werden:
- Welche Minderung der Treibhausgasemissionen lässt sich durch eine Anhebung der Grabenwasserstände auf das für die Landwirtschaft tolerierbare Maß erreichen?
- Wie wirkt sich die getestete Unterflurbewässerung im Vergleich zur Grabeneinstau auf Treibhausgasemissionen und agronomische Parameter aus?
- Wie können Landwirte auf Standorten mit kontrollierter Wasserstandsanhebung die Bewirtschaftung, v.a. im Hinblick auf Art, Menge und Zeitpunkt der Stickstoffdüngung, anpassen, um optimale Erträge und Futterqualitäten zu erhalten.
- Wie stellt sich die Emissionsminderung im Rahmen einer auf Betriebsebene integrierten Betrachtung dar?
- Wie wirken sich die Maßnahmen der kontrollierten Wasserstandanhebung auf den Stoffhaushalt der Böden, auf die Nährstoffeinträge in Gewässer, auf die Grünlandbestände und die Fauna aus?
- Lassen sich die durch eine Grünlandnarbenerneuerung ausgelösten Treibhausgasemissionen durch schonende Verfahren, z.B. Direktsaat oder flache Bodenbearbeitung, reduzieren?
- Welche Auswirkungen hat eine Kleiüberdeckung unterschiedlicher Mächtigkeiten auf Treibhausgasemissionen und agronomische Parameter?
Die gewonnenen Erkenntnisse werden mit den Praktikern vor Ort diskutiert, einer breiten Öffentlichkeit kommuniziert. Mit dem Projekt werden innovative Verfahren der kontrollierten Wasserstandsanhebung getestet und somit der Weg für eine flächenhafte Einführung in diesem und in anderen Gebieten geebnet.