Die Zusammenhänge zwischen dem globalen Klimawandel („global change“) und den dafür primär verantwortlichen Treibhausgasen Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) sind weitgehend erforscht.

Die mit der landwirtschaftlichen Produktion verbundenen Umsetzungsprozesse im Kohlenstoff- und Stickstoffkreislauf führen unvermeidbar auch zu solchen Treibhausgasemissionen.

Im Kyoto-Protokoll ist vorgesehen, die anthropogen verursachten Treibhausgasemissionen nach international abgestimmten Methoden zu berichten (Nationaler Inventarbericht (NIR)). Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Flächen werden in den Sektoren „Landwirtschaft“ und „Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft“ berichtet. Dem Sektor „Landwirtschaft“ werden in diesem Zusammenhang vor allem anderen Emissionen von N2O aus der Düngung und von CH4 aus der Tierhaltung zugerechnet. CO2-Emissionen aus entwässerten Mooren oder Grünlandumbruch werden im Sektor „Landnutzung“ berichtet. Derzeit beträgt der EU-weite Anteil der Treibhausgasemissionen aus dem Sektor Landwirtschaft ca. 10% 3. In Niedersachsen beträgt der Anteil der Treibhausgasemissionen allein aus den Sektoren Landwirtschaft und Landnutzung ca. 28% 4, ein wesentlicher Anteil davon stammt aus der Moornutzung und dem Grünlandumbruch.

Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft in Niedersachsen
Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft in Niedersachsen 5

Die Abbildung zeigt, dass die CO2-Emissionen aus der Nutzung organischer Böden den größten Anteil an der Treibhausgasemission der niedersächsischen Landwirtschaft haben. Aufgrund des großen Moorflächenanteils in Niedersachsen (38 % der gesamtdeutschen Moorfläche) und der überwiegend intensiven landwirtschaftlichen Nutzung dieser Moore ist dieser Bereich von besonderer Bedeutung.

Aufgrund hoher Grundfeuchte werden weit über 80% der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) der niedersächsischen Moorstandorte als Dauergrünland genutzt. In diesem Zusammenhang ist der Schutz von Grünland auf Moorböden in der Regel auch ein Klimaschutz, denn Grünlandumbruch (das Konvertieren von Grünland in Ackerland) führt allein aufgrund der erforderlichen stärkeren Entwässerung und damit einhergehender intensiverer Bewirtschaftung zu höheren CO2 und N2O-Emissionen.

Während sich zahlreiche Forschungsprojekte mit den Auswirkungen von Grünlandumbruch auf die CO2-Emissionen von Mineralböden befasst haben (z.B. Poeplau et al., 2011), fehlen entsprechende Zahlen für Moorstandorte fast vollständig. Ebenso wenig weiß man über die klimatischen Auswirkungen verschiedener Verfahren der Grünlandnarbenerneuerung, die von der Landwirtschaft eingesetzt werden, um die Produktivität und die Futterqualität von Grünland zu sichern. Bisher ebenfalls nicht bekannt sind die an die verschiedenen Nutzungs- und Wasserstandsvarianten gekoppelten Nährstoffausträge, insbesondere Nitrat, Phosphor und Eisen, aus den Böden in angrenzende Gewässer.

Ein standortangepasstes Grünlandmanagement auf Moorstandorten bietet enorme Potentiale zur Senkung von CO2 Emissionen. Vor diesem Hintergrund haben sowohl das IPCC wie auch die FAO angeraten, weltweit 5-10% des Grünlandes unter den Schutz einer im Sinne des Klimaschutzes verbesserten Bewirtschaftung zu stellen, um dadurch 2-8% der weltweiten Treibhausgasemissionen zu vermeiden.

 


1 EUA-Bericht Nr. 12/2012. Climate change, impacts and vulnerability in Europe 2012.
2 COM(2013) 216 final. Eine EU-Strategie zur Anpassung an den Klimawandel
3 Vgl. Nationale Inventare 2012 in: COM (2012) 626 final: Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat über die Fortschritte bei der Erfüllung der Kyoto-Ziele
4 Flessa, H. et al. (2012): Studie zur Vorbereitung einer effizienten und gut abgestimmten Klimaschutzpolitik für den Agrarsektor.
5 Nationaler Inventarbericht Deutschland–2009, Umweltbundesamt, in: Flessa, H. 2012: Studie zur Vorbereitung einer effizienten und gut abgestimmten Klimaschutzpolitik für den Agrarsektor, Sonderheft 361

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